cht nicht entkraeftet,
und vielleicht werden auch Sie heute meine damaligen Besorgnisse anders
beurtheilen, als Sie es zu jener Zeit gethan. Ich kann mir," fuhr er
fort, "nicht denken, dass heute noch in Ihrem Herzen ein Rest von Liebe
gegen Denjenigen bestehen soll, der vielleicht in diesem Augenblick
schon mit der Waffe in der Hand gegen die Grenzen unseres heiligen
Vaterlandes heranzieht--"
Mit stolz blitzenden Augen schuettelte Luise schweigend den Kopf.
"Ich will mir auch nicht anmassen," fuhr Herr Vergier fort, indem bei der
Bewegung des jungen Maedchens ein freudiger Strahl in seinen dunklen
Augen aufleuchtete, "ich will mir auch nicht anmassen, dass es mir moeglich
sei, so schnell in Ihrem Herzen die Gefuehle erwecken zu koennen, welche
Sie mir frueher versagten, aber Freundschaft und Vertrauen werden Sie mir
heute hoffentlich nicht mehr verweigern koennen, heute, wo alle Franzosen
nur eine grosse Familie bilden."
Luise reichte ihm mit einer Bewegung voll aufrichtiger Herzlichkeit die
Hand.
"In Zeiten wie die heutigen, in denen wir grossen und vielleicht
langwierigen Entscheidungskaempfen entgegengehen, bedarf eine Frau mehr
als je des Schutzes und der Gewissheit einer sichern und ruhigen Zukunft.
Sie wissen, Fraeulein Luise, dass ich mein Glueck nur an Ihrer Seite finden
kann, Sie wissen auch, dass Sie in mir eine treue und feste Stuetze fuer
das ganze Leben finden werden, Sie wissen, dass Ihr Vater unsere
Verbindung einst wuenschte, und dass er sie vielleicht jetzt wieder
wuenscht. Erlauben Sie mir in diesem grossen Augenblick die Frage an Sie
zu richten, ob Sie in Erwiderung meiner tiefen und gluehenden Liebe mir
Vertrauen und Freundschaft schenken, mir Ihr Leben anvertrauen wollen."
Luise sah ihn klar und frei an.
"Ich danke Ihnen, Herr Vergier," sagte sie, "dafuer, dass Sie all des
Schmerzlichen, das zwischen uns liegt, bisher niemals erwaehnt haben,--ob
in meinem Herzen Dasjenige jemals wieder erwachen kann, was man die
Liebe nennt," fuhr sie mit traurigem Ton, durch welchen eine gewisse
Bitterkeit hindurchklang, fort, "weiss ich nicht. Freundschaft und
Vertrauen glaube ich Ihnen geben zu koennen, und in dieser Freundschaft
und in diesem Vertrauen antworte ich Ihnen frei und offen. Ja, ich will
Ihren Antrag annehmen und ich will versuchen, Ihrem Leben soviel Freude
und Glueck zu geben, als aus meinem Herzen noch erbluehen kann."
Mit ruhigem, freundlichem Laecheln reichte sie ihm die Hand, wel
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