Cronegk verraet sich
in mehrern Stuecken, dass ihm eine sehr unrichtige Vorstellung von dem
mahomedanischen Glauben beigewohnet. Der groebste Fehler aber ist, dass er
eine Religion ueberall des Polytheismus schuldig macht, die fast mehr als
jede andere auf die Einheit Gottes dringet. Die Moschee heisst ihm "ein
Sitz der falschen Goetter", und den Priester selbst laesst er ausrufen:
"So wollt ihr euch noch nicht mit Rach' und Strafe ruesten, Ihr Goetter?
Blitzt, vertilgt das freche Volk der Christen!"
Der sorgsame Schauspieler hat in seiner Tracht das Kostuem, vom Scheitel
bis zur Zehe, genau zu beobachten gesucht; und er muss solche
Ungereimtheiten sagen!
Beim Tasso koemmt das Marienbild aus der Moschee weg, ohne dass man
eigentlich weiss, ob es von Menschenhaenden entwendet worden, oder ob eine
hoehere Macht dabei im Spiele gewesen. Cronegk macht den Olint zum Taeter.
Zwar verwandelt er das Marienbild in "ein Bild des Herrn am Kreuz"; aber
Bild ist Bild, und dieser armselige Aberglaube gibt dem Olint eine sehr
veraechtliche Seite. Man kann ihm unmoeglich wieder gut werden, dass er es
wagen koennen, durch eine so kleine Tat sein Volk an den Rand des
Verderbens zu stellen. Wenn er sich hernach freiwillig dazu bekennet: so
ist es nichts mehr als Schuldigkeit, und keine Grossmut. Beim Tasso laesst
ihn bloss die Liebe diesen Schritt tun; er will Sophronien retten, oder
mit ihr sterben; mit ihr sterben, bloss um mit ihr zu sterben; kann er mit
ihr nicht ein Bette besteigen, so sei es ein Scheiterhaufen; an ihrer
Seite, an den naemlichen Pfahl gebunden, bestimmt, von dem naemlichen Feuer
verzehret zu werden, empfindet er bloss das Glueck einer so suessen
Nachbarschaft, denket an nichts, was er jenseit dem Grabe zu hoffen habe,
und wuenschet nichts, als dass diese Nachbarschaft noch enger und
vertrauter sein moege, dass er Brust gegen Brust druecken und auf ihren
Lippen seinen Geist verhauchen duerfe.
Dieser vortreffliche Kontrast zwischen einer lieben, ruhigen, ganz
geistigen Schwaermerin und einem hitzigen, begierigen Juenglinge ist beim
Cronegk voellig verloren. Sie sind beide von der kaeltesten Einfoermigkeit;
beide haben nichts als das Maertertum im Kopfe; und nicht genug, dass er,
dass sie fuer die Religion sterben wollen; auch Evander wollte, auch Serena
haette nicht uebel Lust dazu.
Ich will hier eine doppelte Anmerkung machen, welche, wohl behalten,
einen angehenden tragischen Dichter vor grossen Fehltritten
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