Stein und Erz
Er sich zu ruehren nicht vermochte,
Konnt' er empfinden, wie sein Herz
In seiner Brust vernehmlich pochte.
Sogar als er zuletzt gewaltsam
Sich loszureissen war gewillt,
Verfolgte dennoch unaufhaltsam
Ihn auf dem Weg nach Haus ihr Bild.
Der Mutter war's ein leichtes Ding,
Sein ganz und gar veraendert Wesen
Gleich von der Stirn ihm abzulesen.
Sie wunderte sich drob und fing
Ihn auszuforschen an, warum
Er so zerstreut, verstoert und stumm;
Ob ihm vielleicht zu Kopf gestiegen
Ein Streit? Ein Aerger? Ein Verdruss?
Doch er, wie eine harte Nuss,
Blieb unzugaenglich und verschwiegen.
Auch als am Abend auf den Tisch
Von ihr ein braungebratner Hase
Getragen ward und in die Nase
Der Duft ihm drang verfuehrerisch,
Schob er, der immer seinen Mann
Gestanden sonst als guter Esser,
Hinweg die Gabel und das Messer
Und ruehrte keinen Bissen an.
Da merkte sie, dass an dem Toren
Heut jedes Mittel war verloren,
Und beide schwiegen um die Wette.
Er traeumte wachend, seufzte tief
Und ging zu guter Letzt zu Bette;
Doch fraglich ist es, ob er schlief.
5.
[Illustration: A]
Am Morgen drauf--am Spinnrad schon
Sass die besorgte Frau voll trueber
Gedanken--trat herein ihr Sohn
Und setzte sich ihr gegenueber.
"Ach, Mutter," hob er an, "vergib
Mir nur mein gestriges Betragen;
Verzeih' mir, dass auf deine Fragen
Ich dir die Antwort schuldig blieb.
Doch wenn du mir's mit Recht veruebelt,
Heut will ich offen dir gestehn:
Ich kann, so viel ich nachgegruebelt,
Nicht fassen, was mit mir geschehn.
Ich bin nicht krank, und dennoch lieber
Haett' ich den aergsten Schmerz gefuehlt
Als dieses raetselhafte Fieber,
Das mir im Innern tobt und wuehlt.
Mit Namen weiss ich's nicht zu nennen
Und weiss auch nicht, wie man's behebt;
Du aber wirst's gewiss erkennen,
Wenn du vernimmst, was ich erlebt."
Drauf gab er ihr genaue Kunde,
Wie gestern bei dem Badegang
Der Sultanstochter ihm gelang,
Ihr Antlitz aus dem Hintergrunde
Befreit vom Schleier zu erblicken,
Und wie dies Bild seit jener Stunde
Sein herz an unsichtbaren Stricken
Hinziehe zu der schoenen Fee.
"Kurzum", so schloss er seine Schildrung,
"Kein Zweifel, fuer mein toedlich Weh
Gibt's keine Hilfe, keine Mildrung,
Es waere denn, dass unverweilt
Sie selbst, jawohl, sie selbst mich heilt
Von allen Noeten und Beschwerden;
Gefasst somit ist mein Entschluss:
Prinzessin Bedrulbudur muss
Auf immerdar die Meine werden!"
Die Mutter, die von ihrem Spinnen
Ablas
|