FREE BOOKS

Author's List




PREV.   NEXT  
|<   56   57   58   59   60   61   62   63   64   65   66   67   68   69   70   71   72   73   74   75   76   77   78   79   >>  
an Tadzio aus seiner Naehe zurueckrief, ihn von ihm fernzuhalten bedacht war--und eine furchtbare Beleidigung daraus entnehmen muessen, unter der sein Stolz sich in ungekannten Qualen wand, und welche von sich zu weisen sein Gewissen ihn hinderte. Unterdessen hatte der Guitarrist zu eigener Begleitung ein Solo begonnen, einen mehrstrophigen, eben in ganz Italien florierenden Gassenhauer, in dessen Kehrreim seine Gesellschaft jedesmal mit Gesang und saemtlichem Musikzeug einfiel und den er auf eine plastisch-dramatische Art zum Vortrag zu bringen wusste. Schmaechtig gebaut und auch von Antlitz mager und ausgemergelt, stand er, abgetrennt von den Seinen, den schaebigen Filz im Nacken, so dass ein Wulst seines roten Haars unter der Krempe hervorquoll, in einer Haltung von frecher Bravour auf dem Kies und schleuderte zum Schollern der Saiten in eindringlichem Sprechgesang seine Spaesse zur Terrasse empor, indes vor produzierender Anstrengung die Adern auf seiner Stirne schwollen. Er schien nicht venezianischen Schlages, vielmehr von der Rasse der neapolitanischen Komiker, halb Zuhaelter, halb Komoediant, brutal und verwegen, gefaehrlich und unterhaltend. Sein Lied, lediglich albern dem Wortlaut nach, gewann in seinem Munde, durch sein Mienenspiel, seine Koerperbewegungen, seine Art, andeutend zu blinzeln und die Zunge schluepfrig im Mundwinkel spielen zu lassen, etwas Zweideutiges, unbestimmt Anstoessiges. Dem weichen Kragen des Sporthemdes, das er zu uebrigens staedtischer Kleidung trug, entwuchs sein hagerer Hals mit auffallend gross und nackt wirkendem Adamsapfel. Sein bleiches, stumpfnaesiges Gesicht, aus dessen bartlosen Zuegen schwer auf sein Alter zu schliessen war, schien durchpfluegt von Grimassen und Laster, und sonderbar wollten zum Grinsen seines beweglichen Mundes die beiden Furchen passen, die trotzig, herrisch, fast wild zwischen seinen roetlichen Brauen standen. Was jedoch des Einsamen tiefe Achtsamkeit eigentlich auf ihn lenkte, war die Bemerkung, dass die verdaechtige Figur auch ihre eigene verdaechtige Atmosphaere mit sich zu fuehren schien. Jedesmal naemlich, wenn der Refrain wieder einsetzte, unternahm der Saenger unter Faxen und gruessendem Handschuetteln einen grotesken Rundmarsch, der ihn unmittelbar unter Aschenbachs Platz vorueberfuehrte, und jedesmal, wenn das geschah, wehte, von seinen Kleidern, seinem Koerper ausgehend, ein Schwaden starken Karbolgeruchs zur Terrasse empor. Nach geendigtem C
PREV.   NEXT  
|<   56   57   58   59   60   61   62   63   64   65   66   67   68   69   70   71   72   73   74   75   76   77   78   79   >>  



Top keywords:

schien

 

verdaechtige

 

dessen

 

Terrasse

 

jedesmal

 

seines

 

seinen

 

seiner

 

seinem

 

Laster


sonderbar

 

wirkendem

 
wollten
 

bleiches

 

stumpfnaesiges

 
Gesicht
 

bartlosen

 

Zuegen

 

schwer

 
Adamsapfel

durchpfluegt

 

schliessen

 

Grimassen

 

lassen

 
Zweideutiges
 

unbestimmt

 

Anstoessiges

 
spielen
 

Mundwinkel

 

andeutend


Koerperbewegungen

 

blinzeln

 
schluepfrig
 

weichen

 

hagerer

 

entwuchs

 

auffallend

 
Grinsen
 
Kleidung
 

Kragen


Sporthemdes

 

uebrigens

 

staedtischer

 

Brauen

 

grotesken

 

Handschuetteln

 

Rundmarsch

 
unmittelbar
 

Aschenbachs

 

gruessendem