etroffen,
um gesundheitsschaedlichen Wirkungen der Hitze und des Scirocco
vorzubeugen..." Aber seine blauen Augen aufschlagend, begegnete er dem
Blicke des Fremden, einem mueden und etwas traurigen Blick, der mit
leichter Verachtung auf seine Lippen gerichtet war. Da erroetete der
Englaender. "Dies ist", fuhr er halblaut und in einiger Bewegung fort,
"die amtliche Erklaerung, auf der zu bestehen man hier fuer gut
befindet. Ich werde Ihnen sagen, dass noch etwas anderes dahinter
steckt." Und dann sagte er in seiner redlichen und bequemen Sprache
die Wahrheit.
Seit mehreren Jahren schon hatte die indische Cholera eine verstaerkte
Neigung zur Ausbreitung und Wanderung an den Tag gelegt. Erzeugt aus
den warmen Moraesten des Ganges-Deltas, aufgestiegen mit dem
mephitischen Odem jener ueppig-untauglichen, von Menschen gemiedenen
Urwelt-und Inselwildnis, in deren Bambusdickichten der Tiger kauert,
hatte die Seuche in ganz Hindustan andauernd und ungewoehnlich heftig
gewuetet, hatte oestlich nach China, westlich nach Afghanistan und
Persien uebergegriffen und, den Hauptstrassen des Karawanenverkehrs
folgend, ihre Schrecken bis Astrachan, ja selbst bis Moskau getragen.
Aber waehrend Europa zitterte, das Gespenst moechte von dort aus und zu
Lande seinen Einzug halten, war es, von syrischen Kauffahrern uebers
Meer verschleppt, fast gleichzeitig in mehreren Mittelmeerhaefen
aufgetaucht, hatte in Toulon und Malaga sein Haupt erhoben, in Palermo
und Neapel mehrfach seine Maske gezeigt und schien aus ganz Calabrien
und Apulien nicht mehr weichen zu wollen. Der Norden der Halbinsel war
verschont geblieben. Jedoch Mitte Mai dieses Jahres fand man zu
Venedig an ein und demselben Tage die furchtbaren Vibrionen in den
ausgemergelten, schwaerzlichen Leichnamen eines Schifferknechtes und
einer Gruenwarenhaendlerin. Die Faelle wurden verheimlicht. Aber nach
einer Woche waren es deren zehn, waren es zwanzig, dreissig und zwar in
verschiedenen Quartieren. Ein Mann aus der oesterreichischen Provinz,
der sich zu seinem Vergnuegen einige Tage in Venedig aufgehalten,
starb, in sein Heimatstaedtchen zurueckgekehrt, unter unzweideutigen
Anzeichen, und so kam es, dass die ersten Geruechte von der Heimsuchung
der Lagunenstadt in deutsche Tagesblaetter gelangten. Venedigs
Obrigkeit liess antworten, dass die Gesundheitsverhaeltnisse der Stadt
nie besser gewesen seien und traf die notwendigsten Massregeln zur
Bekaempfung. Aber wahrscheinlich waren Nahru
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