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der wuerdig gewordene Kuenstler, der Autor des "Elenden", der in so vorbildlich reiner Form dem Zigeunertum und der trueben Tiefe abgesagt, dem Abgrunde die Sympathie gekuendigt und das Verworfene verworfen hatte, der Hochgestiegene, der, Ueberwinder seines Wissens und aller Ironie entwachsen, in die Verbindlichkeiten des Massenzutrauens sich gewoehnt hatte, er, dessen Ruhm amtlich, dessen Name geadelt war und an dessen Styl die Knaben sich zu bilden angehalten wurden,--er sass dort, seine Lider waren geschlossen, nur zuweilen glitt, rasch sich wieder verbergend, ein spoettischer und betretener Blick seitlich darunter hervor, und seine schlaffen Lippen, kosmetisch aufgehoeht, bildeten einzelne Worte aus von dem, was sein halb schlummerndes Hirn an seltsamer Traumlogik hervorbrachte. "Denn die Schoenheit, Phaidros, merke das wohl! nur die Schoenheit ist goettlich und sichtbar zugleich, und so ist sie denn also des Sinnlichen Weg, ist, kleiner Phaidros, der Weg des Kuenstlers zum Geiste. Glaubst du nun aber, mein Lieber, dass derjenige jemals Weisheit und wahre Manneswuerde gewinnen koenne, fuer den der Weg zum Geistigen durch die Sinne fuehrt? Oder glaubst du vielmehr (ich stelle dir die Entscheidung frei), dass dies ein gefaehrlich-lieblicher Weg sei, wahrhaft ein Irr-und Suendenweg, der mit Notwendigkeit in die Irre leitet? Denn du musst wissen, dass wir Dichter den Weg der Schoenheit nicht gehen koennen, ohne dass Eros sich zugesellt und sich zum Fuehrer aufwirft; ja, moegen wir auch Helden auf unsere Art und zuechtige Kriegsleute sein, so sind wir wie Weiber, denn Leidenschaft ist unsere Erhebung, und unsere Sehnsucht muss Liebe bleiben,--das ist unsere Lust und unsere Schande. Siehst du nun wohl, dass wir Dichter nicht weise noch wuerdig sein koennen? Dass wir notwendig in die Irre gehen, notwendig liederlich und Abenteurer des Gefuehles bleiben? Die Meisterhaltung unseres Styls ist Luege und Narrentum, unser Ruhm und Ehrenstand eine Posse, das Vertrauen der Menge zu uns hoechst laecherlich, Volks-und Jugenderziehung durch die Kunst ein gewagtes, zu verbietendes Unternehmen. Denn wie sollte wohl der zum Erzieher taugen, dem eine unverbesserliche und natuerliche Richtung zum Abgrunde eingeboren ist? Wir moechten ihn wohl verleugnen und Wuerde gewinnen, aber wie wir uns auch wenden moegen, er zieht uns an. So sagen wir etwa der aufloesenden Erkenntnis ab, denn die Erkenntnis, Phaidros, hat keine Wuerde und Strenge: s
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