eine Art Baryton-Buffo, fast ohne Stimme dabei, aber mimisch
begabt und von bemerkenswerter komischer Energie. Oftmals loeste er
sich, sein grosses Instrument im Arm, von der Gruppe der anderen los
und drang agierend gegen die Rampe vor, wo man seine Eulenspiegeleien
mit aufmunterndem Lachen belohnte. Namentlich die Russen, in ihrem
Parterre, zeigten sich entzueckt ueber soviel suedliche Beweglichkeit und
ermutigten ihn durch Beifall und Zurufe, immer kecker und sicherer aus
sich heraus zu gehen.
Aschenbach sass an der Balustrade und kuehlte zuweilen die Lippen mit
einem Gemisch aus Granatapfelsaft und Soda, das vor ihm rubinrot im
Glase funkelte. Seine Nerven nahmen die dudelnden Klaenge, die vulgaeren
und schmachtenden Melodien begierig auf, denn die Leidenschaft laehmt
den waehlerischen Sinn und laesst sich allen Ernstes mit Reizen ein,
welche die Nuechternheit humoristisch aufnehmen oder unwillig ablehnen
wuerde. Seine Zuege waren durch die Spruenge des Gauklers zu einem fix
gewordenen und schon schmerzenden Laecheln verrenkt. Er sass laessig da,
waehrend eine aeusserste Aufmerksamkeit sein Inneres spannte, denn sechs
Schritte von ihm lehnte Tadzio am Steingelaender.
Er stand dort in dem weissen Guertelanzug, den er zuweilen zur
Hauptmahlzeit anlegte, in unvermeidlicher und anerschaffener Grazie,
den linken Unterarm auf der Bruestung, die Fuesse gekreuzt, die rechte
Hand in der tragenden Huefte, und blickte mit einem Ausdruck, der kaum
ein Laecheln, nur eine entfernte Neugier, ein hoefliches Entgegennehmen
war, zu den Baenkelsaengern hinab. Manchmal richtete er sich gerade auf
und zog, indem er die Brust dehnte, mit einer schoenen Bewegung beider
Arme den weissen Kittel durch den Lederguertel hinunter. Manchmal aber
auch, und der Alternde gewahrte es mit Triumph, mit einem Taumeln
seiner Vernunft und auch mit Entsetzen, wandte er zoegernd und behutsam
oder auch rasch und ploetzlich, als gelte es eine Ueberrumpelung, den
Kopf ueber die linke Schulter gegen den Platz seines Liebhabers. Er
fand nicht dessen Augen, denn eine schmaehliche Besorgnis zwang den
Verwirrten, seine Blicke aengstlich im Zaum zu halten. Im Grund der
Terrasse sassen die Frauen, die Tadzio behueteten, und es war dahin
gekommen, dass der Verliebte fuerchten musste, auffaellig geworden und
beargwoehnt zu sein. Ja, mit einer Art von Erstarrung hatte er
mehrmals, am Strande, in der Hotelhalle und auf der Piazza San Marco,
zu bemerken gehabt, dass m
|