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wird. Da hier so viele erregende Ursachen zusammenwirken, und Individuen
von so verschiedener Organisation denselben ausgesetzt werden, koennen
moeglicherweise sogar neue Krankheitsformen, neue Verstimmungen der
Lebenskraefte sich ausbilden. Es ist diess eines der nothwendigen Uebel im
Gefolge fortschreitender Cultur; wer darauf hinweist, wuenscht darum
keineswegs die Barbarei zurueck; ebensowenig theilt er die Ansicht der
Leute, die dem Verkehr unter den Voelkern gerne ein Ende machten, nicht um
die Haefen in den Colonien vom Seuchengift zu reinigen, sondern um dem
Eindringen der Aufklaerung zu wehren und die Geistesentwicklung
aufzuhalten.
Die Nordwinde, welche die kalte Luft von Canada her in den mexicanischen
Meerbusen fuehren, machen periodisch dem gelben Fieber und schwarzen
Erbrechen in der Havana und in Vera Cruz ein Ende. Aber bei der grossen
Bestaendigkeit der Temperatur, wie sie in Porto Cabello, Guayra, Nueva
Barcelona und Cumana herrscht, ist zu befuerchten, der Typhus moechte dort
einheimisch werden, wenn er einmal in Folge des starken Fremdenverkehrs
sehr boesartig aufgetreten ist. Gluecklicherweise hat sich die Sterblichkeit
vermindert, seit man sich in der Behandlung nach dem Charakter der
Epidemien in verschiedenen Jahren richtet, und seit man die verschiedenen
Stadien der Krankheit, die Periode der entzuendlichen Erscheinungen, und
die der Ataxie oder Schwaeche, besser kennt und auseinander haelt. Es waere
sicher unrecht, in Abrede zu ziehen, dass die neuere Medicin gegen dieses
schreckliche Uebel schon Bedeutendes geleistet; aber der Glauben an diese
Leistungen ist in den Colonien gar nicht weit verbreitet. Man hoert
ziemlich allgemein die Aeusserung, "die Aerzte wissen jetzt den Hergang der
Krankheit befriedigender zu erklaeren als frueher, sie heilen sie aber
keineswegs besser; frueher sey man langsam hingestorben, ohne alle Arznei,
ausser einem Tamarindenaufguss; gegenwaertig fuehre ein eingreifenderes
Heilverfahren rascher und unmittelbarer zum Tode."
Wer so spricht, weiss nicht ganz, wie man frueher auf den Antillen zu Werke
ging. Aus der Reise des Paters Labat kann man ersehen, dass zu Anfang des
achtzehnten Jahrhunderts die Aerzte auf den Antillen den Kranken nicht so
ruhig sterben liessen, als man meint. Man toedtete damals nicht durch
uebertriebene und unzeitige Anwendung von Brechmitteln, von China und
Opium, wohl aber durch wiederholte Aderlaesse und uebermaessiges Purgiren. Die
Aerzt
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