.
"Fort, fort, Galopp! Die Bayern kommen hinter uns!" schrie der besorgte
Bruder.
Kostbare Minuten vergingen, bis die Pferde voellig auf der Strasse waren
und in Galopp uebergingen. Wohl jagten die beiden Raittenau voraus, doch
die bayrischen Reiter waren scharf hinterdrein, der Abstand verminderte
sich zusehends, und knapp vor dem Staedtchen Gmuend war der bayerische
Rittmeister Hercelles auf Pferdelaenge in die Naehe des Fuersten gekommen.
"Halt!" rief Hercelles und hob die Schusswaffe.
Wie Sturmgebraus prasselten fuenf bayerische Reiter heran, bogen vor dem
sein Pferd parierenden Fuersten aus, und umringten die Brueder wie den
Tross mit blank gezogenen Pallaschen.
"Herr Erzbischof! Ihr seid mein Gefangener!" rief Rittmeister
Hercelles, trieb seinen Gaul zum Fuersten und forderte den Degen ab.
Einen Blick der Verzweiflung richtete Wolf Dietrich auf seine
Begleitung, sein Bruder hatte blank gezogen, senkte aber in Erkenntnis
der Unmoeglichkeit eines Durchschlagens die Wehr.
Bleich, zitternd hob Wolf Dietrich das Rappier aus dem Gehaenge und
ueberreichte es Hercelles mit den Worten: "Nun ist alles verloren! O
Gott, ich habe solch' Schicksal verdient und bin an allem Schuld! Gott
der Allmaechtige muss mich billig meiner Missethat wegen strafen! Hier das
Rappier, ich bin Euer Gefangener!"
"Ich habe Befehl, Euer Gnaden nach Werfen zu bringen! Zunaechst geht es
zurueck nach Moosheim!" sprach Hercelles.
"Ich gehorche!" erwiderte Wolf Dietrich fassungslos und liess das Haupt
nach vorne sinken.
Gierig stuerzten die bayerischen Reiter sich auf den Erzbischof, banden
ihn fest auf den Sattel gleich einem Raeuber und Moerder, dann jagten sie
die Dienerschaft davon und nahmen das fuerstliche Reisegepaeck zur
willkommenen Beute.
Wolf Dietrich duldete stumm. Rudolf von Raittenau protestierte, erzielte
aber lediglich die brueske Antwort Hercelles', dass das Kriegsrecht sei
und mit einem vogelfreien Fluechtling keine Umstaende gemacht werden
wuerden. Passe es dem jungen Herrn nicht, wuerde auch er gefesselt
zuruecktransportiert und in der Burg Hohenwerfen getuermt.
Der Vitztum Rudolf pochte auf seine Stellung und seinen Rang als
Edelmann, worueber der Rittmeister so zornig ward, dass er auch diesen
Raittenau fuer "vogelfrei" erklaerte, worauf die bayerischen Reiter dem
Vizedom die Kleider vom Leibe rissen und ihn gleichfalls festbanden.
Mit Stricken ward auch Herr v. Welsperg auf sein Ross gebunden.
Hohnlache
|