FREE BOOKS

Author's List




PREV.   NEXT  
|<   50   51   52   53   54   55   56   57   58   59   60   61   62   63   64   65   66   67   68   69   70   71   72   73   >>  
lkommenes Wesen sein, aber die Traditionen mussten den praechtigen Namen haben, dass sie allein heilige, vollkommene Werke hiessen. Derhalben war kein Mass noch Ende, solche Traditionen zu machen. Zum dritten, solche Traditionen sind zu hoher Bescherung der Gewissen geraten. Denn es war nicht moeglich, alle Traditionen zu halten, und waren doch die Leute in der Meinung, als waere solches ein noetiger Gottesdienst, und schreibt Gerson, dass viele hiemit in Verzweiflung gefallen, etliche haben sich auch selbst umgebracht, derhalben, dass sie keinen Trost von der Gnade Christi gehoert haben. Denn man sieht bei den Summisten und Theologen, wie die Gewissen verwirrt, welche sich unterstanden haben, die Traditionen zusammenzuziehen, und "epieikeias" gesucht, dass sie den Gewissen huelfen, haben so viel damit zu tun gehabt, dass dieweil alle heilsame christliche Lehre von noetigeren Sachen, als vom Glauben, vom Trost in hohen Anfectungen und dergleichen, daniedergelegen ist. Darueber haben auch viel fromme Leute vor dieser Zeit sehr geklagt, dass solche Traditionen viel Zank in der Kirche anrichten, und dass fromme Leute, damit verhindert, zu rechter Erkenntnis Christi nicht kommen moechten. Gerson und etliche mehr haben heftig darueber geklagt. Ja, es hat auch Augustino missfallen, dass man die Gewissen mit so viel Traditionen beschert [hat]. Derhalben er dabei Unterricht gibt, dass man's nicht fuer noetige Dinge halten soll. Darum haben die Unsern nicht aus Frevel oder Verachtung geistlicher Gewalt von diesen Sachen gelehrt, sondern es hat die hohe Not gefordert, Unterricht zu tun von obangezeigten Irrtuemern, welche aus Missverstand der Tradition gewachsen sind. Denn das Evangelium zwingt, dass man die Lehre vom Glauben solle und muesse in [den] Kirchen treiben, welche doch nicht mag verstanden werden, so mann vermeint, durch eigenerwaehlte Werke Gnade zu verdienen. Und ist also davon gelehrt, dass mann durch Haltung gedachter menschlicher Traditionen nicht kann Gnade verdienen oder Gott versoehnen oder fuer die Suende genugtun. Und soll derhalben kein noetiger Gottesdienst daraus gemacht werden. Dazu wird Ursache aus der Schrift angezogen. Christus entschuldigt Matth. 15, 3.9 die Apostel, dass die gewoehnliche Traditionen nicht gehalten haben, und spricht dabei: "Sie ehren mich vergeblich mit Menschengeboten." So er nun dies einen vergeblichen Dienst nennt, muss er nicht noetig sein. Und bald hernach: "Was zu
PREV.   NEXT  
|<   50   51   52   53   54   55   56   57   58   59   60   61   62   63   64   65   66   67   68   69   70   71   72   73   >>  



Top keywords:

Traditionen

 
Gewissen
 
welche
 

solche

 
etliche
 
Gerson
 
Christi
 

Unterricht

 

derhalben

 

gelehrt


verdienen
 

Gottesdienst

 

fromme

 

geklagt

 
werden
 
Glauben
 

Sachen

 

Derhalben

 

noetiger

 
halten

Missverstand
 

obangezeigten

 

Irrtuemern

 

Tradition

 
gewachsen
 

treiben

 

Kirchen

 
zwingt
 

muesse

 
Evangelium

noetig
 

Frevel

 

Unsern

 

hernach

 

Verachtung

 
Dienst
 

sondern

 

verstanden

 

diesen

 
geistlicher

Gewalt

 

vergeblichen

 

gefordert

 

Menschengeboten

 
gemacht
 

Apostel

 

daraus

 
versoehnen
 

Suende

 

genugtun