en wir hier die Vermuthungen
der portugiesischen Seefahrer anfuehren, welche vor und nach 1484 - das
Jahr, in welchem Colon Portugal verlaesst - die Gewaesser ausserhalb der
Azoren besucht hatten. Hierher gehoert 1) die Reise eines gewissen Diego de
Tiene (Teyve?) zur Aufsuchung der _Antillia_, dem als Pilot der
obengenannte Pedro de Velasco diente, derselbe Seemann, welcher dem
Admiral Don Colon im Kloster La Rabida bei Palos von dieser Reise
erzaehlte; 2) die Reise des Ferdinand Dulmo (d'Ulmo, aus Ulm?), eines
Capitaens der Terceira und Joh. Affonso, eines Pflanzers von Madeira, die
eine Gesellschaft mit einem _deutschen_ Ritter gebildet hatten, um eine
grosse Insel oder das Festland im atlantischen Westen zu entdecken, wobei
man voraussetzte, dass die _Ilha da sete cidades_ (Insel der sieben Staedte)
und das Festland nicht unter 40 Tagen erreicht werden moechten. _E quanto
ao Cavaleiro aleman_, heisst es in der Urkunde vom 24. Juli 1486 pag. 66,
_que em companhia delles ha de hir, que elle aleman escolha dir em
qualquer caravella que quizer_. "Der deutsche Ritter, bemerkt Peschel in
seinem vortrefflichen Buche S. 617, ist _hoechstwahrscheinlich_ Martin
Behaim, obgleich es viele Deutsche damals in Portugal gab. Ueber die
Erfolge dieser Reise sind wir bis jetzt nicht unterrichtet." 3) Die nach
portugiesischen Quellen i. J. 1464 gemachte, aber durch nichts bewiesene,
oben erwaehnte Entdeckung eines Theiles von Nord-Amerika, die spaeter sog.
_Terra do Bacalhao_, durch den portugiesischen Seefahrer Joa Vaz
Cortereal. Dazu gesellten sich noch die Vermuthungen von Land und Inseln,
welche die Bewohner von Madeira, von den Canarien und auf den Azoren,
jedes Jahr im fernen Westen auftauchen zu sehen glaubten, und die Aussagen
dieser und jener Steuerleute, die versicherten, bei ihren Ueberfahrten
nach Irland im Westen Land gesehen zu haben, welches sie fuer einen Theil
der Tartarei u. s. w. ausgaben. So vorbereitet waren die Gemuether auf
grosse Dinge worden und das 16. Jahrhundert haette sicherlich auch ohne
Colon's Plan schon fruehzeitig gefunden, da der Gedanke durchaus nicht mehr
neu war, dass man bei der unbestrittenen Annahme der Erde als kugelfoermiger
Koerper recht wohl den Ostrand Asiens durch eine atlantische Ueberfahrt
erreichen koennte. Hiermit soll aber der Ruhm des Genuesers, dessen
Verdienst in der _absichtsvollen_ Entdeckung neuer Seewege besteht, und
dessen That die grosse Begebenheit um einen kostbaren Zeitraum
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