Das Jahr 1866 hatte in den kleinen Familienkreis tief und schneidend
eingegriffen. Der junge Cappei, welcher den Feldzug jenes Jahres in der
hannoeverschen Armee mitgemacht hatte und dann zu seinem Oheim und zu
seiner Mutter zurueckgekehrt war, um seinem Oheim in der Bewirtschaftung
des Hofes, der zu seinem einstigen Erbtheil bestimmt war, Beistand zu
leisten, hatte sich voll Begeisterung fuer die Sache des Koenigs Georg
und fortgerissen von der Bewegung, welche beim Beginn des Jahres 1867
unter den jungen Leuten jener Gegend herrschte, der Emigration
angeschlossen, und seit jener Zeit lebten die beiden Alten wieder einsam
in dem kleinen Hause, eifrig und sorgfaeltig die Wirthschaftsgeschaefte
besorgend, aber traurig, des fernen Sohnes und Neffen gedenkend, dessen
Abwesenheit alle ihre Hoffnungen fuer die Zukunft in Frage stellte.
Sie hatten nur seltene und wenig ausfuehrliche Nachrichten von ihm
erhalten, denn die Emigranten scheuten sich eingehend nach ihrer Heimath
zu schreiben aus Furcht, ihre Angehoerigen in Verwickelung mit den
Behoerden zu bringen, und so waren die beiden alten Leute darauf
angewiesen, die Zeitung, welche sie seit jener Zeit hielten, zu
durchforschen, um irgend etwas ueber die Legion zu erfahren.
Aber auch diese Nachrichten waren nur sehr spaerlich und unklar gewesen
und hatten sie oft recht traurig gestimmt, wenn sie von den
ungluecklichen Verhaeltnissen lasen, in welchen nach einzelnen
Mittheilungen aus Frankreich die Emigranten dort leben sollten.
Die alte Mutter Cappei glaubte fest an die Versicherung, welche ihr Sohn
ihr beim Abschied gegeben, dass er siegreich mit allen seinen Kameraden
den Koenig in der Mitte wieder in die Heimath zurueckkehren werde.
Ihr Bruder hatte tiefes Misstrauen in diese Hoffnungen, er hing zwar mit
zaeher und liebevoller Anhaenglichkeit an den alten Verhaeltnissen, aber
sein scharfer und practischer Verstand liess ihn wenig an eine
Moeglichkeit der Wiederkehr derselben glauben.
Es war dies ein Punkt, ueber welchen die beiden alten Leute, welche sonst
in so inniger und liebevoller Einigkeit miteinander lebten, haeufig in
lebhaften Wortwechsel geriethen.
Der alte Niemeyer war sehr unzufrieden mit der Emigration seines Neffen
und wurde nicht muede, in seine Schwester zu dringen, dass sie mit ihm
gemeinsam dem jungen Menschen den kategorischen Befehl schicken moege,
wieder in die Heimath zurueckzukehren.
Doch dazu konnte sich die alte Frau, so tiefen Schm
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