FREE BOOKS

Author's List




PREV.   NEXT  
|<   16   17   18   19   20   21   22   23   24   25   26   27   28   29   30   31   32   33   34   35   36   >>  
nden, erbaulichen Redensarten, die als auf ein frommes Gemuet, auf christlichen Trost und Hoffnung gebaut erscheinen sollen. Als uns der Fastnachtsball und das erbauliche Ende der Dame Magdalis unter die Augen kam, da gedachten wir jenes Sprichworts: "Junge H...n, alte Betschwestern"; wir glaubten, der gute Mann habe sich in der braunen Stube selbst bekehrt, sehe seine Suenden mit Zerknirschung ein und werde mit Pater Willibald selig entschlafen. Das Tornister-Lieschen, Vielliebchen und dergleichen ueberzeugten uns freilich eines andern, und wir sahen, dass er nur _per anachronismum_ den Aschermittwoch _vor_ der Fastnacht gefeiert hatte. Wie aber im Munde des Unheiligen selbst das Gebet zur Suende wird, so geht es auch hier; er schaendet die Religion nicht weniger, als er sonst die Sittlichkeit schaendet, und diese heiligen, ruehrenden Szenen sind nichts anderes als ein wohlueberlegter Kunstgriff, durch Ruehrung zu wirken; etwa wie jene Bettelweiber in den Strassen von London, die alle Vierteljahre kleine Kinder kaufen oder stehlen und mit den ungluecklichen Zwillingen seit zehn Jahren weinend an der Ecke sitzen. Zum Schlusse dieses Abschnittes will ich euch noch eine kleine Geschichte erzaehlen. Es kam einst ein fremder Mensch in eine Stadt, der sich Zutritt in die gute Gesellschaft zu verschaffen wusste. Dieser Mensch betrug sich von Anfang etwas linkisch, doch so, dass man manche seiner Manieren uebersehen und zurechtlegen konnte. Er hielt sich gewoehnlich zu den Frauen und Maedchen, weil ihm das Gespraech der Maenner zu ernst war, und jene lauschten gerne auf seine Rede, weil er ihnen Angenehmes sagte. Nach und nach aber fand es sich, dass dieser Mensch seiner gemeineren Natur in dieser Gesellschaft wohl nur Zwang angetan hatte; er sprach freier, er schwatzte den Ohren unschuldiger Maedchen Dinge vor, worueber selbst die aelteren haetten erroeten muessen. Wie es aber zu gehen pflegt: das Luesterne reizt bei weitem mehr als das Ernste, Sittliche; zwar mit niedergeschlagenen Augen, aber offnem Ohr lauschten sie auf seine Rede, und selbst manche Zote, die fuer eine Bierschenke derb genug gewesen waere, bewahrten sie in feinem Herzen. Der fremde Mann wuerde der Liebling dieses Zirkels. Es fiel aber den Maennern nach und nach auf, dass ihre Frauen ueber manche Verhaeltnisse freier dachten als zuvor, dass selbst ihre Maedchen ueber Dinge sprachen, die sonst einem unbescholtenen Kinde von fuenfzehn bis sechzehn Jahren fremd
PREV.   NEXT  
|<   16   17   18   19   20   21   22   23   24   25   26   27   28   29   30   31   32   33   34   35   36   >>  



Top keywords:

selbst

 

Mensch

 

manche

 

Maedchen

 

Frauen

 
dieser
 

freier

 

schaendet

 

lauschten

 

seiner


Jahren
 

Gesellschaft

 

kleine

 

dieses

 

Zutritt

 

verschaffen

 

erzaehlen

 
Geschichte
 

fremder

 

Angenehmes


linkisch

 

konnte

 

zurechtlegen

 

uebersehen

 

Manieren

 

Anfang

 
Gespraech
 
Maenner
 

Dieser

 
gewoehnlich

betrug

 

wusste

 

feinem

 
bewahrten
 

Herzen

 

fremde

 

gewesen

 

sechzehn

 
Bierschenke
 

wuerde


Liebling

 

sprachen

 

unbescholtenen

 

fuenfzehn

 

dachten

 

Zirkels

 
Maennern
 
Verhaeltnisse
 

unschuldiger

 

worueber