er _diesen_ schaedlich wird? Ob sie ihn nur lesen? Und wenn sie ihn
lesen, wird ihnen die Stufe von Bildung, auf welcher sie stehen, nicht von
selbst den Takt verleihen, um das Verwerfliche einzusehen? Und wenn unter
hundert Menschen, welche lesen, sogar zehn waeren, die sich aus jenen
Instituten unterrichten, verhallt nicht eine solche Stimme bei neunzig
andern?
So kam es, dass Clauren zu wiederholten Malen angegriffen, getadelt,
gescholten, verhoehnt, bis in den Staub erniedrigt wurde; er--schuettelte
den Staub ab, antwortete nicht, ging singend und wohlgemut seine Strasse.
Wusste er doch, dass ihm ein grosses, ansehnliches Publikum geblieben, zu
dessen Ohren jene Stimmen nie drangen; wusste er doch, dass, wenn ihn der
ernste Vater mit Verachtung vor die Tuere geworfen wie einen raeudigen
Hund, der seine Schwelle nicht verunreinigen soll, das Toechterlein oder
die Hausfrau eine Hintertuere willig oeffnen werde, um auf die Honigworte
des angenehmen Mannes zu lauschen, der Ernst und Scherz so lieblich zu
verbinden weiss, und ihm von den ersparten Milchpfennigen ein Straeusschen
Vergissmeinnicht abzukaufen.
Man koennte sich dies gefallen lassen, wenn es sich um eine gewoehnliche
Erscheinung der Literatur handelte, die in Blaettern oeffentlich getadelt
wird, weil sie von den gewoehnlichen Formen abweicht oder unreif ist oder
nach Form und Inhalt den aesthetischen Gesetzen nicht entspricht. Hier kann
hoechstens die Zeit, die man der Lektuere einer Gespenstergeschichte oder
eines ehrlichen Ritterromans widmete, uebel angewendet scheinen, oder der
Geschmack kann darunter leiden. Solange fuer die jugendliche Phantasie,
fuer Sittlichkeit keine Gefahr sich zeigt, moegen immer die Richter der
Literatur den Verfasser zurechtweisen, wie er es verdient; das allgemeine
Publikum wird freilich wenig Notiz davon nehmen. Wenn aber nachgewiesen
werden kann, dass eine Art von Lektuere die groesstmoegliche Verbreitung
gewinnt, wenn sie diese gewinnt durch Unsittlichkeit, durch Luesternheit,
die das Auge reizt und dem Ohr schmeichelt durch Gemeinheit und unreines
Wesen, so ist sie ein Gift, das um so gefaehrlicher wirkt, als es nicht
schnell und offen zu wirken pflegt, sondern allmaehlich die Phantasie
erhitzt, die Kraft der Seele entnervt, den Glauben an das wahrhaft Schoene
und Edle, Reine und Erhabene schwaecht und ein Verderben bereitet, das
bedauerungswuerdiger ist als eine koerperliche Seuche, welche die Bluete
der Laender wegrafft.
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