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Bad gereist. Er pflegte alle zwei Jahre nach Karlsbad zu gehen. Aber als starker Esser stellte er den Erfolg seiner Kur gewoehnlich schon in den ersten Wochen nach seiner Rueckkehr auf eine Probe, die dieser nie bestand. Die ganze Familie hatte ihm, wie immer, das Geleit an den Bahnhof gegeben. Lulu, die in tausend Sorgen war, hatte das Gefuehl, als waere ein Aufpasser weniger im Hause. Sie atmete einen Tag lang auf. Schalt sich aber schon am naechsten thoericht. Wie lange konnte sie es denn noch verbergen? Ueber kurz oder lang musste es zu Tage kommen, selbst wenn die Mutter blind waere. Wilhelm wich ihr gaenzlich aus. Vergebens hatte sie eine Annaeherung versucht, ihm auf der Strasse aufgepasst. Aber er hatte es ja so leicht, sie von seinem Bock aus zu uebersehen, sie, schneller fahrend, hinter sich zu lassen. Wollte er sich von ihr zurueckziehen? Hatte er nur sein Spiel mit ihr getrieben? Ihr schwindelte bei dem Gedanken. Aber er sollte nicht glauben, sie wie jede andere Lise behandeln zu koennen. Aber ihr Trotz, ihre Kampfstimmung hielt nicht lange vor. Sie war keine Heldin. Sie war nur stark im passiven Widerstand, im stumpfen Uebersichergehenlassen. Nach den kurzen Augenblicken auflodernden Trotzes bemaechtigte sich ihrer eine um so tiefere Niedergeschlagenheit. Auf die Dauer konnte der Mutter Lulus veraendertes Wesen nicht entgehen, die Ursache ihrer wechselnden Stimmung, ihres wechselnden Wohlbefindens nicht verborgen bleiben. Sie hatte schon Verdacht, als sie sich noch immer schweigend, beobachtend verhielt. Lulu, mit der Feinfuehligkeit des schlechten Gewissens, merkte es der Mutter wohl an, dass diese sie erraten hatte. Sollte sie ihr zuvorkommen, ihr alles gestehen? Es draengte sie dazu. Aber der versteckte Trotz ihres Charakters erhob immer wieder Einsprache, unterstuetzt durch die Feigheit. Lulu hatte ja auch mit der Mutter nie auf solchem Fuss gestanden, dass sie nun ein liebevolles Verzeihen, Mitfuehlen, Verstaendnis, erwarten und beanspruchen durfte. Sie hatte der Mutter selten ein gutes Wort gegoennt, und sollte sich nun so vor ihr demuetigen. Ihre Seelenqualen wurden noch durch Paula vermehrt, die sich arglos beklagte, dass Wilhelm Beuthien sie gar nicht mehr beachte. "Er thut immer, als sieht er mir nicht. Aber was ich mir dafuer kaufe." Im Grunde aber aergerte sich die Kleine sehr ueber Beuthien, dessen Benehmen sie sich nicht zu deuten wusste. Sie hatte sich
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