ein vor den
Sommerreitern her eilender Juengling mit herbei getragnen Brettern zu
ueberbruecken strebt. Von den Zinnen herab kaempfen fuenf dicht in
Wollenfliesse gekleidete Maenner, die Winterkoenige; denn auch sie tragen
Kronen wie der Maikoenig und schiessen und schleudern lauter Lilien. Ihr
Burgwart am Soeller stoesst ins Rom; das Spruchband ueber ihnen besagt:
Vnser vesten, die ist wol behuot
mit gilgen, klewen, rosenbuot.
Links im Bilde, woher die Reiter kommen, wird auf blumigem, von allen
Fruehlingsthieren belebtem Rasen ein grosses Lustzelt aufgeschlagen, in
welchem die Maikoenigin bereits Platz genommen hat. Auch sie traegt die
offne Goldkrone im wallenden Haare. Ueber ihre Kniee ist ein Tafeltuch
gebreitet, darauf Kopf und Schinken des zerlegten Ebers; zwei
Gesellschafter bedienen sie.--Schon Friedrich Panzer hat im zweiten
Bande seines Sagenwerkes auf Taf. IV die Gestalt des _Wasservogels_
abbilden lassen, wie er sie auf einem Wandbilde zu Forchheim im dortigen
alten Schlosse, jetzigem Rentamt, vorgefunden. Die 3 Fuss lange, 2 Fuss
hohe Figur zeigt einen Reiter, in der Festmaske des Wasservogels
agirend. Vor dem Gesichte hat er eine ungemein lang geschnaebelte
Vogellarve, mit welcher ein wallender Kinnbart, ein massiver Ring im
Ohre und auf dem Haupte die offene Krone verbunden ist, die gleichfalls
das dreifache Blaetterornament zeigt. Im Luft haengt ein kurzes krummes
Schwert (das sg. _Pfingstschwert_), in der Linken schwingt er die Lanze,
mit der Rechten lenkt er die aus Kettenblumen enggeflochtnen Zuegel
seines schwanenhalsigen Rosses. Ross und Reiter sind von Seerosen
arabeskenhaft umrankt.
[Nachtrag 2] Als man beim Bildersturm zu Zurzach 1529 die
Verenareliquien untersuchte und vernichtete, fanden sich in einem
Eisensaerglein neben Rueckgratstruemmern vier apfelgrosse Lehmkugeln. In
den von mir eroeffneten und beschriebnen heidnischen Waldgraebern zu
Lunkhofen haben sich ganz gleiche Lehmkugeln in der Asche des
Leichenbrandes vorgefunden und werden nun in der aargauer
Alterthuemersammlung aufbewahrt; vgl. Argovia V, 265.
[Nachtrag 3] Das mhd. Gedicht von der hl. Verena nennt den Ort Zurzach
_Zerzyaca_. Durch diese Namensform wird die sprachlich schon sich
verrathende spaete Entstehung dieses Gedichtes weiter bestaetigt. Es
leitet nemlich der Ortsname Certiacum ab von einem bei Egid Tschudi in
der _Gallia comata_ S. 137, und in Stumpfs Schweiz. Chronik erwaehnten
roemischen Votivsteine
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