Pflanzengruppen, welche der Physiognomiker sich gezwungen sieht, mit
einander zu verbinden. Wo die Gewaechse sich als Massen darstellen,
fliessen Umrisse und Vertheilung der Blaetter, Gestalt der Staemme und
Zweige, in einander. Der Mahler (und gerade dem feinen Naturgefuehle des
Kuenstlers kommt hier der Ausspruch zu!) unterscheidet in dem Mittel- und
Hintergrunde einer Landschaft Tannen- oder Palmengebuesehe von Buchen,
nicht aber diese von andern Laubholzwaeldern!
Sechszehn Pflanzenformen bestimmen hauptsaechlich die Physiognomie der
Natur. Ich zaehle nur diejenigen auf, welche ich bei meinen Reisen durch
beide Welttheile, und bei einer vieljaehrigen Aufmerksamkeit auf die
Vegetation der verschiedenen Himmelsstriche zwischen dem 55sten Grade
noerdlicher und dem 12ten Grade suedlicher Breite, beobachtet habe. Die Zahl
dieser Formen wird gewiss ansehnlich vermehrt werden, wenn man einst in
das Innere der Continente tiefer eindringt, und neue Pflanzengattungen
entdeckt. Im suedoestlichen Asien, im Inneren von Afrika und Neuholland, in
Sued-Amerika vom Amazonenstrome bis zum Gebirge Chiquitos hin, ist uns die
Vegetation noch voellig unbekannt. Wie, wenn man gar ein Land entdeckte, in
welchem holzige Schwaemme, z. B. Calvarien oder Moose, hohe Baeume bildeten?
Nekera dendroides, ein deutsches Laubmoos, ist in der That baumartig, und
die tropischen Farrenkraeuter, oft hoeher als unsere Linden und Erlen, sind
fuer den Europaeer noch jezt ein eben so ueberraschender Anblick, als dem
ersten Entdecker ein Wald hoher Laubmoose seyn wuerde! Groesse und
Entwickelung der Organe haengt von der Beguenstigung klimatischer
Verhaeltnisse ab. Die kleine, aber schlanke Form unserer Eidechse dehnt
sich im Sueden zu dem kolossalen und gepanzerten Koerper furchtbarer
Crocodyle aus. In den ungeheuern Katzen von Afrika und Amerika, im Tiger,
im Loewen und Jaguar, ist die Gestalt eines unserer kleinsten Hausthiere
nach einem groesseren Maasstabe wiederholt. Dringen wir gar in das Innere
der Erde, durchwuehlen wir die Grabstaette der Pflanzen und Thiere, so
verkuendigen uns die Versteinerungen nicht bloss eine Vertheilung der
Formen, die mit den jetzigen Klimaten in Widerspruch steht; nein, sie
zeigen uns auch kolossale Gestalten, welche mit den kleinlichen, die uns
gegenwaertig umgeben, nicht minder contrastiren, als die einfache
Heldennatur der Griechen gegen die Charaktergroesse neuerer Zeit. Hat die
Temperatur des Erdkoerpers betraechtlich
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