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so oft zu ihm hinuebertraeumte? Sie ist in weiter Ferne, bei dem, den ihre Sehnsucht suchte in all den alten Tagen. Das Haus ist leer. Ich sehe mich in der grossen Stube um, und es ist mir auf einmal bange zumute wie einem Kinde, das nach Hause gekommen ist, wenn Vater und Mutter nicht da sind. So schliesse ich das Fenster. Unschluessig bleibe ich noch ein Weilchen stehen, dann ziehe ich die Uhr auf, fuehle noch einmal an den Ofen. Endlich loesche ich die Lampe aus und tappe die Treppe hinab ... Ich habe jetzt grosse Ferien vom Ich. Mutter und Bruder sind fort, der Freund mit der Frau fort, die ich geliebt habe, auch Methusalem und die anderen lustigen Kaeuze verschwinden bald wieder. Ich stehe ganz frei und ganz allein auf dem Marktplatz von Waltersburg. Schliesslich ist der alte Baptista jetzt noch mein einziger, staendiger Freund hierzulande. Ob die anderen wiederkehren werden? Wer kann es wissen? Wie lange die stille Frau auf der Heimwehfluh sich noch ihres Kindes freuen wird, ein, zwei, drei Jahre ...? Ob dann, wenn sie Ferien macht fuer immer, die kleine Anneliese, die jetzt als Schullehrerin in einem verlassenen Gebirgsdorfe lebt, doch noch Joachims Frau werden und uebers Meer zu ihm ziehen wird? Und ob dann die Mutter heimkehren wird in ihre schoene alte Stube? Lauter Fragen ohne Antwort. Das Leben bringt nichts so leichthin zum Abschluss wie ein Theaterstueck oder ein Buch; es ist nie am Ende, es beginnt immer von neuem. So gehe ich von diesem Marktplatze hinweg, steige den Berg hinauf zu meinem Werk. Eine koestliche Siedlung ist da entstanden auf leeren Halden, im oeden Walde. Hundert Fenster blitzen in goldigem Lampenlicht, Singen und Lachen kommt aus den Bauernhoefen. Alle Leute, die mir begegnen, gruessen mich oder rufen mir freundlich zu. Hier bin ich nicht allein. Bei meiner Arbeit bin ich zu Hause. In der Wueste sah ich einmal einen Mann mit gefuellten Wasserschlaeuchen am Brunnen der Oase stehen, als sich unsere halbverschmachtete Karawane fiebergluehend auf sie zuschleppte. Da dachte ich, es muesse schoen sein, mit gefuellten Wasserschlaeuchen Verdurstenden entgegenzusehen. Ich will so sein wie jener Mann. Alle, die zu mir kommen von der heissen Strasse des Alltags, will ich laben aus dem kuehlen Brunnen, den ich grub. Dann wird es mir so gut ergehen, dass ich nichts anderes vom Leben mehr verlangen will; denn es ist die groesste Lust des Lebens, anderen die Last des Lebens zu erleichter
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